Städtegründungen im Schönhengstgau 

  • Städtegründungen
  • Unterscheidung der Städte (auf Grund ihrer Gründung)
  • Deutsches Recht für die Stadt Politschka
  • Stadt und Distrikt Politschka
  • Das Waldhufendorf Laubendorf
  • Dreifelderwirtschaft / Acker- und Erntegeräte
  • Folgen der Hussiten-Kriege (1419-1436)
  • Folgen des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648)
  • Robotleistungen (Frondienste)
  • Verwaltungsreform, Abschaffung der Befugnisse der „Erbrichter“
  • Siegel des Olmützer Bischofs Bruno von Schauenburg
     

1.      Städtegründungen 

Die von deutschen Ansiedlern planmäßig angelegten Städte haben einen regelmäßigen Stadtgrundriss, einen quadratischen oder rechteckigen Ring in der Stadtmitte (Politschka, Mährisch Trübau, Landskron, Hohenstadt und Müglitz), bzw. einen langgestreckten, weiträumigen Stadtplatz (Zwittau, Leitomischl) und eine Mauer mit Toren und Türmen als Stadtbefestigung. Der Ring ist meist umrahmt von Laubenhäusern (Laubengang). In der Mitte des Stadtplatzes/Ringes steht in mehreren Städten das Rathaus (Politschka, Landskron).

2.      Unterscheidung der Städte (auf Grund ihrer Gründung)

Es gab königliche, bischöfliche und grundherrliche Städte. Königliche Städte waren Politschka und Gewitsch, bischöfliche Städte waren Zwittau, Müglitz und Brüsau, grundherrliche Städte waren Mährisch Trübau, Landskron und Hohenstadt. Die Stadt Leitomischl ist eine Klostergründung.

3.      Deutsches Recht für die Stadt Politschka

In der Lokationsurkunde vom 27. September 1265 hatte der König von Böhmen, Przemysl Ottokar II., vorgeschrieben, dass das Recht, das in Hohenmauth bereits Geltung hatte, auch in Politschka und Umgebung gelten soll (= deutsches Recht, d.h. Magdeburger Recht). Als Maßeinheit soll das „Leitomischler Maß“ gelten.

4.      Stadt und Distrikt Politschka

Die Stadt Politschka wurde „aus wilder Wurzel“, ohne irgendwelche Beziehung zu einer älteren Siedlung, gegründet. Möglicherweise befand sich an dieser Stelle ein militärischer Grenzposten. Von dem mehr als 800 Lahnen/Hufen großen zu erschließenden unberührten Waldgebiet sollten 50 der Stadt zufallen, die übrigen 750 zur Anlage (Besiedlung) von Dörfern verwendet werden.

1 fränkische Hufe         =                24,19 ha (Hektar),
800 Lahnen/Hufen       =          19.352,00 ha oder rund 193 ½  km².

Diese Fläche entspricht knapp ⅓ des Gebiets des Landkreises Wunsiedel im Fichtelgebirge.

Die fränkische Hufe war üblich in Gegenden mit erforderlichen Waldrodungen, die flämische Hufe (= 16,8 ha) dort, wo offenes Gelände unter den Pflug genommen wurde.

5.      Das Waldhufendorf Laubendorf

Von der Dorfanordnung her ist mein Heimatort Laubendorf ein über 5 km langes, zusammenhängendes typisches Waldhufendorf, in Ost-West-Richtung und entlang des Weißbaches gelegen. Die Gehöfte (Vierkanthöfe) standen in weitläufiger Reihe beiderseits der Dorfstraße und des Bachlaufes. Erbgericht, Kirche, Pfarrhof und Schule waren etwa in der Mitte des Dorfes errichtet worden. Die Pfarrkirche St. Georg liegt 599 m über NN.

Die Pfarrei wird bereits in den Jahren 1349 und 1350 unter dem Namen Levendorf erwähnt. Siehe Heimatbuch „Laubendorf“, Auflage 1963, Seite 90, Auflage 1979, Seite 98.

6.      Dreifelderwirtschaft / Acker- und Erntegeräte

Die Einführung der Dreifelderwirtschaft durch die deutschen Ansiedler erbrachte eine große Ertragssteigerung für die Bauern. Die Tschechen übernahmen von den Deutschen auch den Bodenwendepflug mit der eisernen Schar, Streichbrett und Radvorgestell. Andere Geräte (die eiserne Egge, vielleicht auch die Sichel und der Dreschflegel) fanden ebenfalls eine schnelle Verbreitung.

7.      Folgen der Hussiten-Kriege (1419-1436)

Die Stadt Politschka war bei der Zurückeroberung im Herbst 1421 völlig zerstört worden. Die Stadt und die umliegenden deutschen Ortschaften Baumgarten, Breitenthal, Alt-Steindorf, Ullersdorf, Königs-Heinzendorf, Wachteldorf und Kurau wurden nach der grausamen Vernichtung der deutschen Bevölkerung tschechisch. Die Menschen hatten sich vor den Zurückeroberern wahrscheinlich hinter die schützenden Mauern von Politschka geflüchtet. Sie sind dort unmenschlich niedergemetzelt worden.

Die früher rein deutschen Städte Hohenmauth und Chrudim mit den umliegenden deutschen Orten wurden ebenfalls tschechisch. Die Stadt Deutsch Brod wurde von den Hussiten völlig verwüstet, die deutsche Bevölkerung erschlagen. 14 Jahre blieb die Stadt öde und unbewohnt.

8.      Folgen des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648)

Der Dreißigjährige Krieg hatte den Wohlstand der Bevölkerung in meiner Heimat vernichtet. Durch das Kriegsgeschehen waren die Städte verwüstet und verschuldet, die Dörfer ruiniert. Es zogen Verrohung und Verwilderung der Sitten, Aberglaube und Hexenwahn ein. Die Gerichte hatten sich fortan mit Anschuldigungen wegen Zauberei, Wahrsagerei und Aberglauben zu beschäftigen.
Vergleiche auch "Schönhengster Jahrbuch", 2006, Seite 65.

28 Jahre nach diesem Krieg (im Jahr 1676) zählte Politschka 895, Laubendorf 364, Blumenau 204, Dittersbach 237, Riegersdorf 98 und Schönbrunn 346 Einwohner.
Kinder unter zwölf Jahren wurden damals nicht mitgezählt.

Vergleiche auch "Schönhengster Jahrbuch 2006", Seiten 65 ff.

9.      Robotleistungen (Frondienste)

Etwa um das Jahr 1500 waren erste Robotleistungen zu erbringen. Böhmischer Landtagsbeschluss vom 14.03.1487 und in Mähren Dekret vom 22.09.1528 (Erbuntertänigkeit oder Leibeigenschaft).

Bauern-Unruhen in den Jahren 1550, 1579, 1620, 1680 und 1775.

Am 13.08.1775 wurde in Böhmen und 07.09.1775 in Mähren ein neues Robotpatent erlassen. Es brachte große Erleichterungen. Erst durch das Gesetz vom 07.09.1848 des Österreichischen Reichstages wurden die Bauern von sämtlichen Robotleistungen befreit.

Hans Kudlich, * 23.10.1823, aus Lobenstein bei Jägerndorf, gilt als der Bauernbefreier (+ 10.11.1917 in New York-Hoboken, USA).

Vgl. hierzu die ausführliche Würdigung von Wenzel Koblischke im Heimatbuch Laubendorf, zweite Auflage, 1979, Seiten 50 - 52, sowie das Buch von Friedrich Prinz, „Hans Kudlich, 1823 - 1917“.

10.     Verwaltungsreform, Abschaffung der Befugnisse der „Erbrichter“

Am 17. März 1849 kam das neue Gemeindegesetz. Gemeindevertreter wurden gewählt und die Befugnisse der „Erbrichter“ abgeschafft. Darüber hinaus wurden Bezirksämter geschaffen. Für den zu Böhmen gehörenden Teil des Schönhengstgaues waren die k.k. Ämter in Wildenschwert, Landskron, Leitomischl und Politschka, im mährischen Teil die k.k. Bezirksämter in Gewitsch, Mährisch Trübau, Zwittau, Hohenstadt, Müglitz und Schildberg zuständig. Den neuen Bezirksämtern unterstand auch die Gerichtsbarkeit.

Vergleiche auch meinen Beitrag in der „Schönhengster Heimat“, März 1999, Seite 43 (unter Riegersdorf).

Nachtrag:
Bis zum Jahr 1392 waren Nachkommen des Locators Conrad von Löwendorf (* um 1220) Erbvögte von Politschka. Das Geschlecht der Löwendorfer war demnach mehr als 130 Jahre in unserer Heimat tätig.

Laubendorf liegt etwa auf der gleichen nördlichen Breite (49 Grad 43 Minuten) wie Pilsen, Forchheim in Oberfranken, Miltenberg am Main und Trier, sowie auf 16 Grad 19 Minuten östlicher Länge (wie Wien).

Zur Gründung der Stadt Politschka vergleiche meinen Beitrag "Städte in unserer Heimat" im "Schönhengster Jahrbuch 2005", Seiten 164/165.

Auf der Internetseite http://de.wikipedia.org/wiki/policka hat die frühere Bezirksstadt Polička ihre Geschichte auch in deutscher Sprache veröffentlicht.

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Das Siegel des Olmützer Bischofs Bruno von Schauenburg (1245-1281) wird in der Olmützer Zweigstelle des Landesarchivs Troppau
unter der Signatur PI/a1, CI/a9 aufbewahrt.
Es befindet sich auch auf der Gründungsurkunde der Stadt Zwittau von 1256.

Vergleiche auch:
www.schoenhengstgau.eu/orte/zwi/zwittau/
und „Die Geschichte der Stadt Zwittau“ im Abschnitt „Geschichtliches“ in dieser Homepage.


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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